Zu unserem Workshop mit Simone Böcker von unkultiviert-hungry for the wild kamen wieder unterschiedliche Menschen zusammen, um mehr über Wildkräuter und deren Anwendung zu erfahren. Wir starteten bei strahlendem Frühlingssonnenschein zum Wildkräuterrundgang auf dem Gartengelände von 1haZukunft. Die Pflanzenvielfalt zeigt sich schon nach wenigen Schritten: als erstes bietet die Hecke mit Wildem Hopfen köstliches Wildgemüse. Es folgen Brennessel, Beifuß, Kanadische Goldrute als typische Ruderalpflanzen. Die Knoblauchsrauke mit ihrem scharfen, würzigen Senfgeschmack ist ein kulinarisches Highlight. Eine schöne Entdeckung: der Ackerschachtelhalm hat sich ein Plätzchen neben einem Steinhaufen gesucht. Und wer sagt, dass man den Japanischen Staudenknöterich als Neophyt bekämpfen muss? Mit seinem rhabarbarartigen Geschmack eignet er sich hervorragend zum Verarbeiten als Kompott. Auf der Wiese finden wir schließlich Löwenzahn, Schafgarbe, Gänseblümchen, Taubnessel, Spitzwegerich und Gundermann. Aus den gepflückten Blättern und Blüten bereiten wir schließlich eine Wildkräuterpaste zu: Das kleingeschnittene Grün wird mit Wasser und Salz zu einer Paste verarbeitet. Sie eignet sich, um die Frühlingskräuter das ganze Jahr zu konservieren. Als Würzpaste für Speisen, auf Brot oder in Quark und Frischkäse.
Schnelles Wildkräuter-Pesto von Simone Böcker – Zum Rezept hier klicken
Natürliche Superfoods: 15 Wildkräuter, die du unbedingt kennen & probieren solltest!
Wilder Hopfen Die Triebe kann man im Frühling als „Wilddelikatesse“ pflücken und in Butter oder Öl kurz anbraten. Hopfenblüten haben wegen der Bitterstoffe bakerizide Wirkung und werden deswegen für das Bierbrauen genutzt.
Knoblauchsrauke Ein leckerer Kreuzblütler: das senf- und knoblauchartige Aroma schmeckt im Salat oder Quark. Typisch für die Pflanzenfamilie sind die Senfölglykoside (Kohl, Kresse, Rettich, Rauke). Gesund im Frühling als blutreinigend, antibakteriell. Enthält Vitamin A und C und Mineralstoffe. Auch die Samen in den Schoten lassen sich verarbeiten.
Breitwegerich Eine wahre Pflanze des Weges: Der „Herrscher des Weges“ hilft bei Wunden (den Saft durch Reiben der Blätter herauspressen), gegen Stiche und müde Füsse. Im Mittelalter ein Allesheiler. Nicht nur die Blätter, auch die Samen lassen sich essen (die heimischen Chiasamen).
Spitzwegerich Das wahre Hustenmittel! Iridoidglykoside wirken ähnlich wie Penecellin (antibiotisch). Optimal gegen Entzündungen der Atemwege. Einen Sirup kann man leicht selber herstellen. Äußerlich bei Verletzungen, Verbrennungen, Mückenstiche. Die Blätter, Blüten und Samen sond essbar, Blüten haben einen pilzartigen Geschmack.
Schöllkraut Enthält Alkaloide, die leberschädigend sind. Deswegen nicht zum Verzehr geeignet. In der Homöopathie als Chelidonium bei Leber- und Gallenproblemen genutzt.
Brennessel Vor der Blüte leckeres und gesundes Wildgemüse. Eisenhaltig, Kalzium, Vitamine, Phytohormone. Der Tee wirkt blutreinigend, blutbildend, tonisierend, entwässernd. Frühjahrskur wirkt gegen Frühjahrsmüdigkeit, bringt alles in Schwung. Fasern wurden als Stoffpflanze genutzt.
Schafgarbe „Augenbraue der Venus“: Ähnliches Anwendungsspektrum wie die Kamille: krampflösend, entzündungshemmend bei Magen- und Darmproblemen (auch Schafe fressen das Kraut gerne bei Koliken). Eine der ältesten Heilpflanzen und Fraunheilkräuter (Unterleibskrämpfe, Störungen der Regelblutung).
Gundermann Highlight in der Familie der Lippenblütler: wie Rosmarin, Oregano, Thymian, Lavendel oder Minze hat auch der Gundermann starke ätherische Öle und bringt Aroma ins Essen. Als Tee oder im Kräuterquark. Wurde früher zum Beirbrauen genutzt wegen antibiotischer Eigenschaften. Blutreinigend, entzündungshemmend.
Japanischer Staudenknöterich Als Neophyt bekämpft, da die Rhizome sich schnell ausbreiten. Im jungen Stadium jedoch ist der Stängel wie Rhabarbar verwendbar. Das Antioxidantium Resveratrol schützt gegen Herzkrankheiten und hemmt die Virenvermehrung.
Ackerschachtelhalm Der Dinosaurier unter den Pflanzen. Eine der ältesten Pflanzen der Erde. Seine reduzierte Gestalt erinnert an eine Wirbelsäule, „Knötchen“ an Gelenke: Die enthaltene Kieselsäure ist tatsächlich gut für Knochen, Haut und Bindegewebe. Kraut in kaltem Wasser ausziehen, danach ca. 20 Minuten köcheln und als Tee trinken.
Jakobsgreiskraut Wegen der schädigenden Pyrrolizidalalkaloide giftig für Mensch, Pferd und Kuh. Steht oft auf Weiden und am Wegesrand.
Taubnessel Auch ein aromatischer Lippenblütler: in Teemischungen oder als Salatgemüse. Als Tee schleimlösend für Bronchitis, entzündungshemmend.
Gänseblümchen Blütenköpfe wirken schleimbildend, blutreinigend, stoffwechselanregend.
Beifuß Ein alte, heilige Pflanze, in vielen Kulturen zum Räuchern genutzt. Wegen der Bitterkeit gut für die Verdauung (Magenbitter und Gänsebraten). Wirkt entkrampfend und entspannend, deswegen auch ein typischen „Frauenkraut“ und bei Menstruationsbeschwerden hilfreich.
Löwenzahn Bitter, aber gesund: enthält 9 mal so viel Vitamin C, 40 mal so viel Vitamin A, 3 mal so viel Eisen wie Kopfsalat. Gut für die Ausscheidungsorgane: Leber, Galle, Milz, Niere werden angeregt. Ausschwemmend und harntreibend. Blutreiniger. Blätter, Blüten, Stängel, Wurzel – alles essbar.
Unser Fazit: Der Workshop hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, wieder mehr auf unsere Natur und die Vielfalt der in ihr zu findenden Pflanzen zu achten. Insgesamt war es ein wunderbarer Tag, an dem wir die Natur auf unserem Teller erleben konnten. Wir bedanken uns bei allen Teilnehmern für ihre Neugierde und ihr Interesse an Wildkräutern und freuen uns schon auf unseren nächsten Workshop. Danke, Simone für diesen tollen Workshop! Mehr zu Simone und ihrer spannenden Arbeit findet ihr auf ihrer Website.
Wer nicht genug von der wilden Natur bekommen kann, sollte sich unbedingt den folgenden Termin merken: Am Samstag, den 16.09.2023, erwartet uns eine Lesung von Simone aus ihrem kürzlich erschienen Buch Rewilding – auf der Suche nach einem Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur.
Fotos ©Leah-Rahel Renner